„Sei für jeden Tag dankbar!“ Teil 3

Im 1. Teil des Interviews beantwortete der Geschäftsführende Gesellschafter der Kritzner Metalltechnik GmbH Thomas Kritzner Fragen zur Ausbildung und zu Weiterbildungsmöglichkeiten sowie zu den Perspektiven älterer Mitarbeiter in unserem Unternehmen. In Teil 2 warf er einen Blick in die Zukunft und erläuterte, was ihn dabei besonders optimistisch stimmt. Im abschließenden Teil geht es um das bisher Erreichte und sehr viel Persönliches.

Frage: Rückblick: Über welche Leistung Ihres Unternehmens sind Sie besonders stolz bzw. erfreut?

Thomas Kritzner: Die Kritzner Metalltechnik gibt es jetzt seit sieben Jahren, aus der Firma Maintools entstanden. Leistung 1: eine Umsatzverdoppelung in den sieben Jahren, die Mitarbeiteranzahl wurde auch verdoppelt. Leistung 2: Wir haben in den sieben Jahren über zehn Millionen Euro investiert, hauptsächlich in neue Maschinen, also alles auf den Kopf gestellt und organisiert, zukunftsweisend aufgestellt. Jetzt muss halt etwas tröpfeln, damit das, was wir gesät haben, auch aufgeht. Wir sind hoch investiert mit hohen Fixkosten. Wenn die Fixkostendegression in den nächsten Jahren ausläuft und sie wird auslaufen, haben wir eine ganz gute Situation geschaffen. Im Augenblick sind wir noch etwas abhängig, weil wir hoch investiert sind, aber das sind andere auch.

Frage: Gibt es noch „Originale“ bei Ihnen in der Firma, also „Typen“, die auf sich aufmerksam machen – in irgendeiner Form?

Thomas Kritzner: Ja, die gibt es. Zum Beispiel der Herr Krick, der das nach ihm benannte Tool in seiner Freizeit für die Firma programmiert. Das ist ein Typ. Andere Typen haben wir, so richtig kernige, die im Werkzeugmanagement tätig sind und schon 20, 30 Jahre da sind.

Frage: Wie motivieren Sie sich selbst – wenn Sie mal einen kleinen „Durchhänger“ im Job haben?

Thomas Kritzner: Ich bin grundsätzlich Optimist. Das kommt bei mir, wenn etwas gut läuft und ich etwas anpacken muss. Ich brauche nur einen kleinen Schubser und schon geht es automatisch. Es geht bei mir schwer, dass ich ein paar Tage durchhänge. Wahrscheinlich bin ich einfach ein Unternehmertyp. Wenn du nicht das richtige Fell hast, geht das wohl nicht.

Nachfrage: Hat das auch etwas mit Ihrem Rudersport zu tun, dass Sie nicht aufgeben können?

Thomas Kritzner: Ja, das kann sein. Sport ist Ausgleich. Ich jogge manchmal und rudere manchmal. Joggen, Rudern, im Winter Snowboarden, dann Familie, Enkelkinder – ich bin zweifacher Opa. Das ist hervorragend, das ist schönst. Das ist allein auch schon Motivation. Sehen Sie, mein Vater hat in der Fabrik gearbeitet und hatte ein kleines Häuschen in Gochsheim. Er ist schon gestorben und meiner Schwester und mir nicht viel vererbt. Ich habe schon den Willen, dass die Firma standhaft bleibt auch für meine Familie und meine Familie sind meine beiden Kinder und meine Enkelkinder. Das ist für mich auch Antrieb. Der Antrieb in mir ist angeboren und wenn du das nicht bist, dann geht es nicht in dieser Größenordnung.

Frage: Was bringt Sie auf die sprichwörtliche Palme?

Thomas Kritzner: Wenn mich jemand belügt oder beklaut. Punkt.

Frage: Womit kann man Ihnen eine Freude bereiten?

Thomas Kritzner: Wenn man selbst aktiv ist und denkt. Wenn jemand nicht nur jammert, sondern etwas sieht. Das bezieht sich hauptsächlich auf das Berufliche. Eine Stütze ist auch mein außergewöhnlicher Freundeskreis. Das ist ein hohes Gut. Familie, zwei Kinder, zwei Enkelkinder, Freunde, der Betrieb und ein bisschen Sport. Das ist ganz einfach bei mir. Ich bin jetzt seit 1986 verheiratet, also erste Frau seit 36 Jahren. Das ist alles irgendwie in Bahnen geordnet, strukturiert. Das hilft. Wenn das alles zusammenfallen würde, wäre es auch schwieriger in der Firma.

Frage: Was ist Ihr Lieblingsessen?

Thomas Kritzner: Mein Lieblingsessen ist (überlegt) eine vernünftige Rinderroulade mit Kloß und Blaukraut.

Frage: Haben Sie ein Lebensmotto?

Thomas Kritzner: Hm. (Überlegt) Eine Tante, bereits über 80, hat vor Wochen zu mir gesagt und darüber denke ich öfter nach: “Sei für jeden Tag dankbar!” Wenn du aufstehst, die Sonne scheint, du kannst laufen. Es gibt so viel Negatives. Die Tante ist über 80 und für jeden Tag dankbar. Wahrscheinlich ist das auch ein Motto, dass man jeden Tag Revue passieren lässt und das Positive zu sieht und nicht das Negative. Das versuche ich eigentlich zu tun. Da bin ich schon fast dankbar. Hallo, ich bin jetzt 60. Mein Vater ist mit 85 Jahren gestorben, aber ein Leben hatte er gehabt bis 80, dann war er im Altersheim. Das war kein Leben mehr aus meiner Sicht. Also diese Freude am Leben oder Lebensqualität ist endlich. Mit 80 werde ich vielleicht noch ein wenig rudern, aber Snowboarden oder Joggen, das macht man mit 80 wohl nicht mehr. Aufgeben ist so und so keine Alternative.

Frage: Ein letzter Satz von Ihnen, was Sie uns mitteilen wollen…?

Thomas Kritzner: Ich hoffe, dass es unsere Politiker hinbekommen, die Rahmenbedingungen in Deutschland nicht nur für Großfirmen, sondern auch für den Mittelstand so zu gestalten – denn der Mittelstand ist ja Rückgrat – dass es möglich ist, hier vernünftig zu wirtschaften.

Herr Kritzner, vielen Dank für das Gespräch!