Reinhold Zaske ist ein echter “Typ”. Dies sagt kein Geringerer als Thomas Kritzner und meint es als anerkennendes Kompliment für einen unverwechselbaren Mitarbeiter, den er gerne noch behalten hätte. Hätte, denn Reinhold Zaske ist seit Juli Rentner.

Der 63-Jährige ist ein durch und durch geradliniger und bodenständiger Mensch. Sein ganzes Leben verbrachte er bislang in Westheim, einem Dorf am Rande des Steigerwalds, das seit 1974 zur Gemeinde Knetzgau gehört. 1974: In diesem Jahr begann auch das Berufsleben von Reinhold Zaske. 48 Jahre später durfte er sich nun in den Unruhestand verabschieden. Zeit für eine Rückschau!

Auf Empfehlung seines Vaters begann Reinhold Zaske im Alter von 15 Jahren eine Mechanikerlehre bei der Firma Jilke in seinem Heimatort. Dreieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung. Der junge Westheimer lernte das Drehen, Fräsen, Hobeln und Schleifen. Körperliche Arbeit, die dem jungen Mann aber zusagte, weswegen er auch nach der Lehre bei der kleinen Firma blieb.

Dann ging er zur Bundeswehr. Da der Einsatz in der Kfz-Instandsetzung als Metallbereich anerkannt wurde, durfte Zaske gleich nach der Rückkehr an seinen Arbeitsplatz seinen Meister machen, wohlgemerkt mit 21. Drei Jahre später hatte er als einer der Jüngsten den Meistertitel in der Tasche.

Neben handwerklicher Präzisionsarbeit war Ausbilden sein Ding. Bereits im dritten Lehrjahr hatte er damit beginnen dürfen und das kam so: Zwei Lehrlinge, gerade einmal zwei Jahre jünger als Reinhold Zaske, sollten im Bohren unterwiesen werden. “Der Chef hatte keine Zeit dazu, drückte mir einen Ordner in die Hand und meinte: ‘Hier bekommst du einen Ordner, mach’ mal die Unterweisung und erkläre ihnen das Bohren!’ Also war ich gefordert”, erzählt er rückblickend.

48 Jahre Firmentreue und trotzdem mehrere Arbeitgeber
So ist er zum Ausbilden gekommen und schließlich dabeigeblieben. Das ging so lange, bis er zusammen mit seinen Kollegen die Firma wechseln musste. 1989 war das, Grund war der Konkurs seines Arbeitgebers. Zum Glück wurde der Betrieb mit seiner 25- bis 30-köpfigen Belegschaft von der Firma UNICOR in Haßfurt übernommen. 1998 zog das Unternehmen schließlich die Arbeitsplätze um. Zwei Jahre lang pendelte Zaske nun also nach Haßfurt. Nach einer weiteren Firmenübernahme wurde der Werkzeugbau zwei Jahre später nach Schweinfurt verlegt, wo sich sein Arbeitsplatz bis zuletzt befand. Ausbilden zählte seit 2004 wieder zu den Aufgaben des Westheimers.

Auch wenn er einige verschiedene Arbeitgeber aufzählen kann, hat Reinhold Zaske nie aktiv die Firma gewechselt. Jeder Wechsel bestand aus einer Übernahme. Die letzte von der Firma Maintools auf die Kritzner Metalltechnik GmbH erfolgte 2014.
In 35 seiner 48 Arbeitsjahre durfte Zaske Azubis ausbilden. Zwischen 70 und 80 waren es wohl, wie er schätzt. Dabei beschränkte sich sein Beitrag auf die konventionellen Grundlagen für die Zwischenprüfung, denn als im Zuge der Modernisierung CNC-Maschinen eingeführt wurden, blieb Zaske die Schulung daran verwehrt.

Er erzählt: “Als ich begonnen hatte, wurde alles konventionell bearbeitet. Maschinen gab es hauptsächlich zum Fräsen und Drehen, aber noch analog, mit einer Skala auf der Kurbel. Als ich ausgelernt hatte, gab es einfach programmierbare Maschinen mit Stecksystem oder NC-Maschinen mit Lochbandsystem. Später kamen CNC-Maschinen zum Drehen und Fräsen hinzu. Da blieb ich aber außen vor, bin konventionell geblieben. Eigentlich dachte ich auch daran, die Lehrgänge zu besuchen, doch meinte mein damaliger Chef, ich bräuchte das nicht. Ihm wäre es wichtig, dass ich bei den konventionellen Grundlagen bliebe. Später beim nächsten Firmen- und Namenwechsel hat sich das dann nicht mehr ergeben.”

Auch wenn ihn die Möglichkeiten an den CNC-Maschinen faszinierten, empfand er die konventionelle Arbeit als sehr abwechslungsreich und meistens fordernd, sodass es ihm nie langweilig wurde. Gerade bei der Fertigung von nicht allzu komplizierten Einzelstücken ist auch heute die konventionelle Methode oftmals schneller und damit günstiger, weiß er.

Reinhold Zaske fiel es nicht schwer, trotz aller Wechsel in der Chefetage firmentreu zu sein. Es zeichnete ihn aus, dass er sowohl mit Kollegen als auch Vorgesetzten immer gut auskam. Alle schätzten seine langjährige Erfahrung und auch ihn persönlich als Mitarbeiter und Kollegen. Das Betriebsklima blieb immer positiv. Dank seiner Ausbilderaufgaben hatte er immer Tagschicht. Auch dies war für ihn ein wichtiger Grund, in der Firma zu bleiben.

Fortsetzung folgt. Im 2. Teil erzählt Reinhold Zaske weiter aus seinem langjährigen Berufsleben und seiner Verabschiedung. Er zieht ein persönliches Fazit und gibt jungen Menschen einige gute Ratschläge zu Berufswahl und Ausbildung. Abschließend gewährt er einen Einblick in sein neues alles andere als langweiliges Rentnerleben.