„Sei für jeden Tag dankbar!“ Teil 2

Im 1. Teil des Interviews beantwortete der Geschäftsführende Gesellschafter der Kritzner Metalltechnik GmbH Thomas Kritzner Fragen zur Ausbildung und zu Weiterbildungsmöglichkeiten sowie zu den Perspektiven älterer Mitarbeiter in unserem Unternehmen. Im Folgenden 2. Teil geht es um die Zukunft und was ihn besonders optimistisch stimmt.

Frage: Ein Blick in die Zukunft: Was macht Sie für die Zukunft Ihres Unternehmens optimistisch?

Thomas Kritzner: Wir werden uns entwickeln. Ich glaube, wir haben auch die Kraft, uns zu ändern. Das haben nicht alle. Wir haben ein Super-Zukunftsmodell, wie wir unsere Firma gestalten wollen mit diesen drei Säulen: Optimierung der eigenen Produktion, über unser intelligentes ERP-System und unser Krick-Tool mit einbinden. In Zukunft will ich nicht nur produzieren, sondern daneben das selbst entwickelte Werkzeugmanagementsystem auch verkaufen. Ich stelle mir vor, dass vielleicht jede Woche zwei Firmen, die Interesse daran haben, bei uns betreut werden und dadurch zusätzliche Einnahmen fließen. Diese Leute laufen dann durch unsere Firma, das heißt, das muss organisiert sein, es muss sauber sein. Das ist Druck auf die Firma. Weiterhin planen wir einen neuen Dienstleistungsbereich für große Kunden. Hier bilden wir eine neue Einkaufsabteilung, damit wir in Zukunft nicht mehr alles selbst produzieren, sondern auch damit handeln. Wer als neuer Mitarbeiter zu uns kommt, hat dann also noch mehr Möglichkeiten: in der Zerspanung, in der Werkzeugvorbereitung, in der Programmierung, möglicherweise im weißen Hemd jemanden durch die Firma führen, der Interesse an unserem IT-Konzept hat in Verbindung mit unserem Krick-Tool. Das soll eine Einheit werden. Oder er könnte bei uns in einer neuen Einkaufs-Dienstleistungsabteilung landen, wo es heißt, wo wir für große Kunden Exoten einkaufen wollen. Und in dieser Dienstleistung ist unsere Produktion eine von zwanzig, die das machen könnten.

Nachfrage: Was ist das Besondere an dem Krick-Tool?

Thomas Kritzner: Es ist ein Werkzeugmanagementsystem, das aktuell von einem unserer Mitarbeiter selbst programmiert wird. Es gibt am Markt ja etliche solcher Systeme, doch aus unserer Sicht ist für den Mittelstand keines dabei, das so passt, wie wir es brauchen, Deshalb machen wir das selbst. Wir denken jetzt anders: Dieses Krick-Tool soll vermarktet werden. Aus der Praxis für die Praxis. Von Leuten, die sind Zerspanungsmechaniker, die programmieren, die sind im Prozess drin. Im Gegenzug ist, das, was am Markt ist, viel zu aufwändig, zu starr und viel zu teuer. Da könnte etwas draus werden. Da es viele solcher Firmen wie Kritzner gibt, ist das Potenzial da. Es könnte aber auch ein Werkzeugbauer oder ein kleines Maschinenbauunternehmen sein. Die Anforderungen sind ja ähnlich.

Frage: Wo sehen Sie kurz- und mittelfristig die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?

Thomas Kritzner: Personal – Quantität und Qualität; Kostensteigerungen umlegen auf Kunden; Effizienzsteigerung, Automatisierung in der Praxis wirklich zu erreichen und die gerade geschilderten visionären Pläne richtig gut und vernünftig anpacken.

Frage: Was planen Sie, um Ihr Unternehmen noch nachhaltiger zu machen (Energie, Klima, Umweltschutz)?

Thomas Kritzner: Neben dem, was wir jetzt schon haben (eine Reihe von Hybridfahrzeugen und Fahrradleasing), sind aktuell zwei Sachen geplant: Wir bekommen heuer noch einen Kompressor mit Wärmetauscher, der die Abwärme aus der Produktion nicht mehr ins Freie bläst, sondern in die Heizung. Das sind 50 kW Wärmeleistung, also nichts Kleines. Das ist Thema 1. Dafür gibt es u.a. BAFA-Zuschüsse. Thema 2 ist der Bau einer PV-Anlage auf das Dach vonseiten unseres Vermieters. Dazu stehen wir mit ihm in Kontakt. Das sollte eigentlich schon heuer realisiert werden, doch muss dazu erst das Dach saniert werden. Dafür wurde allerdings noch keine Firma gefunden. Es soll aber innerhalb der nächsten beiden Jahre kommen. Als Stromabnehmer sind wir eigentlich ideal, da wir sechs Tage pro Woche arbeiten und konstant Strom benötigen. Auch im Mietmodell würden wir hierdurch deutlich Geld einsparen. Das ist ein Riesenschritt, den wir umwelttechnisch noch angehen müssen. Ansonsten haben wir einen relativ vernünftigen Maschinenpark, das heißt, dass er elektrotechnisch ganz gut in die Welt passt.

Frage: Wie schätzen Sie die Perspektiven für Ihre Branche und Ihr Unternehmen ein?

Thomas Kritzner: Aktuell gibt es schwierige Rahmenbedingungen. Stichwort Personal, Stichwort Kostensteigerung, Rohmaterialversorgung – Stahl wird teurer. Ich glaube aber, dass unsere Branche, die relativ kleingliedrig ist in Deutschland, eine gute Zukunftsaussicht hat, ähnlich einem Handwerker. Ich behaupte, wir hinken dem Handwerk fünf bis zehn Jahre hinterher. Im Augenblick hat der Handwerker goldenen Boden. Er sagt “Das ist es oder ich komme nicht”. Das können wir noch nicht sagen, weil wir langjährige Kunden haben.

Nachfrage: Für die Handwerker ist es im Gegensatz zu Ihnen wichtig, wo diese sitzen, richtig? Bei Ihnen ist es ja eher unwichtig, das heißt, Sie haben ja nicht nur nationale, sondern auch internationale Konkurrenz. Sie sind trotzdem davon überzeugt, dass Deutschland ein guter Standort bleibt?

Thomas Kritzner: Ja, wenn wir unsere Hausaufgaben machen. Die Rahmenbedingungen sind schwierig, aber auch die Konkurrenz hat schwierige Rahmenbedingungen. Osteuropa: Qualität, Transportkosten. Dort ist es auch nicht mehr so günstig wie früher. China: Die Ware kommt nicht rüber, die Transportpreise sind hoch. Ein Container kostet mittlerweile 10.000 Dollar. Ich sage, wenn wir uns richtig aufstellen und die Politik vernünftige Rahmenbedingungen setzt, können wir konkurrenzfähig sein, wobei wir im Augenblick schlechteste Rahmenbedingungen haben.

Fortsetzung folgt. Der 3. und letzte Teil des Interviews beginnt mit der Frage, überwelche Leistung des Unternehmens Thomas Kritzner besonders stolz bzw. erfreut ist. Nachfolgend gibt er freimütig einige Einblicke in sein Privatleben und äußert abschließend einen das Unternehmen betreffenden Wunsch.